Methode
Es wurden 116 Patienten mit chronischem Tinnitus (>6
Monate) über einen standardisierten online-Fragebogen nach den bisher bei Ihnen
durchgeführten Therapieverfahren befragt. Die Patienten konnten dabei aus einer
vorgegebenen Liste die verschiedene Standardverfahren auswählen.
Mehrfachnennungen waren möglich.Anschließend sollten sie die Wirksamkeit der
bei Ihnen durchgeführten Verfahren anhand einer Bewertungsskala von 0-5
bewerten (0=keine Wirksamkeit bis 5= sehr gute Wirksamkeit).Ergebnisse
Die am häufigsten angewendeten Verfahren, Beratung (62,9%)und
Medikamente (58,6%) hatten die niedrigste subjektive Wirksamkeit (1,9 bzw.
1,8). Die am seltensten angewendeten Verfahren, akustische Tinnitustherapie
(6%) und kognitive Verhaltenstherapie (6%) hatten die größte subjektive
Wirksamkeit (4,2 bzw. 4,9). Dazwischen lagen Entspannungsverfahren (37,9%;2,8),
Physiotherapie (30,2%; 2,5), Noiser (19,8%; 2,5), Hörgerät (19,0; 3,0),
Psychotherapie (18,1%; 3,0) und Kiefergelenksbehandlung (17,2%; 2,5).
Schlussfolgerungen
Es besteht eine große Diskrepanz zwischen der Häufigkeit der
beim chronischen Tinnitus angewendeten Therapieverfahren und deren subjektiver
Wirksamkeit. Insbesondere die in den letzten Jahren wissenschaftlich gut
dokumentierten akustischen Tinnitus-Therapieverfahren und die kognitive
Verhaltenstherapie werden nur sehr selten eingesetzt, obwohl sie die mit
Abstand größte Wirksamkeit haben. Dagegen werden Medikamente, die bei der
Behandlung des chronischen Tinnitus nach den Leitlinien eigentlich keine Rolle
mehr spielen sollten, immer noch sehr oft verordnet ohne einen spürbaren
therapeutischen Effekt zu haben.
Es ist festzustellen, dass der
Paradigmenwechsel in der Behandlung des chronischen Tinnitus, der sich in den
Leitlinien und den wissenschaftlichen Veröffentlichungen längst vollzogen hat,
noch nicht in der Praxis angekommen ist.
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