
Ursachen und Symptome von Tinnitus
Doch der
Reihe nach: Die Sinneszellen im Innenohr gehen von Geburt an nach und nach
kaputt. Dies führt zu irregulären Erregungen im Bereich der Hörbahn, die
aber im weiteren Verlauf von der Hörverarbeitung aber herausgefiltert werden. Deren
Aufgabe ist nämlich, nur wichtige Geräusche zu verstärken und unwichtige
Geräusche zu unterdrücken. Da der Verschleißprozess im Innenohr ganz allmählich
stattfindet, erkennt die Hörverarbeitung, dass diese Geräusche unwichtig sind
und unterdrückt sie folgerichtig. Bei Stress, Kiefergelenksverspannungen oder
akuten Hörverlusten ändert sich das aber, und diese unter Umständen schon sehr
lange bestehenden Signale werden plötzlich bewusst als Tinnitus wahrgenommen.
Da der
Tinnitus selbst dann auch wieder Stress macht, entsteht häufig ein Teufelskreis
aus Tinnitus und Stress, der für die Betroffenen nur schwer zu kontrollieren
ist, so dass der Tinnitus im Laufe der Wochen immer lauter und nerviger werden
kann und die Patienten nicht selten auch psychische Probleme entwickeln. Auch
die ständige Beobachtung der Ohrgeräusche und der Versuch, mit nicht geeigneten
Behandlungen gegen den Tinnitus anzukämpfen führen zu einer Verschlechterung,
da der Tinnitus umso lauter wird, je wichtiger man ihn nimmt.
Erfolgreiche Therapie von Tinnitus
Das Problem
bei Ohrgeräuschen ist also nicht so sehr das Geräusch selber, sondern vor allem
seine Verarbeitung im Kopf. Die Therapie richtet sich entsprechend auch nur bei
einem akuten Tinnitus auf das Ohr, bei einem chronischen Geräusch dagegen vor
allem auf das Gehirn. Durch die individuelle Kombination verschiedener
Therapieverfahren kann nämlich hier die Hörverarbeitung selbst nach vielen
Monaten noch lernen, die Ohrgeräusche vollständig zu unterdrücken.Dabei spielt
weder die Ursache noch der Charakter der Geräusche eine Rolle, sondern alleine
deren Verarbeitung im Gehirn.
Eine
erfolgreiche Behandlung von Ohrgeräuschen besteht aus drei Komponenten:
1. Akustische Maßnahmen, zu denen neben
akustischer Ablenkung, z.B. mithilfe eines Noisers, auch ein Hörtraining bei
Hyperakusis und gegebenenfalls eine Hörverbesserung mit Hörgeräten bei einer
Schwerhörigkeit zählen
2. Entspannungsmaßnahmen und
Stressreduktion, bei Kiefergelenksproblemen gegebenfalls Physiotherapie und
eine Beißscheine
3. Eine kognitive Verhaltenstherapie,
da nur bei einer veränderten Einstellung gegenüber dem Tinnitus die
Hörverarbeitung lernt, dass das Rauschen, Pfeifen oder Piepsen unwichtig ist
und daher unterdrückt werden kann
Systematisch
umgesetzt führt eine solche Behandlung schon nach wenigen Wochen bei den
Betroffenen zu einer Besserung der Ohrgeräusche. Die Patienten hören ihn immer
weniger und leiden vor allem nicht mehr unter ihm. Im Idealfall geht er sogar
wieder ganz weg.
Was tun bei Tinnitus?
Treten
Ohrgeräusche akut auf, ist der erste Gang immer zum HNO-Arzt. Hier können in
der akuten Phase Medikamente helfen, so dass die Ohrgeräusche wieder
verschwinden. Vor allem die ausschleichende Gabe von Cortison zeigt in Studien
eine nachweisbare Wirkung. Von Anfang an sollte man sich aber auch akustisch ablenken,
entspannen und im wahrsten Sinne Ruhe bewahren, auch wenn das Ohrensausen und
ständige Klingeln zwischendurch nervt.
Bleiben die
Ohrgeräusche länger als ein paar Wochen, sollte die oben genannte strukturierte
Therapie begonnen werden und es müssen weitere Untersuchungen, z.B. des
Hörnerven durchgeführt werden, um seltene Tinnitus-Ursachen auszuschließen.
Gute Therapeuten für Tinnitus sind allerdings nicht leicht zu finden, da viele
HNO-Ärzte den zeitlichen Aufwand scheuen, den eine solche Tinnitus-Therapie
erfordert und nur die wenigsten Psychologen kognitive Verhaltenstherapien
anbieten. Auch Reha-Plätze sind oft nur schwierig zu bekommen.
Einen
kleinen Lichtschimmer gibt es aber: 2018 kommt die Tinnitus-App Kalmeda
auf den Markt, die alle wichtigen Bausteine für eine erfolgreiche
Tinnitus-Behandlung individuell in einem mehrmonatigen Behandlungsprogramm
kombiniert und den Patienten interaktiv auf seinem Weg zur Bewältigung des
Tinnitus begleitet. Nähere Infos hierzu gibt es unter www.kalmeda.de
Autor: Dr.Uso Walter